Die Nachhaltigkeit in der Milchviehhaltung, die sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Dimensionen umfasst, steht vor vielfältigen Herausforderungen. Ein besonders drängendes Problem stellt die soziale Nachhaltigkeit dar, insbesondere die hohe Arbeitsbelastung vieler Milcherzeugerinnen und Milcherzeuger. Dr. Birthe Lassen vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft präsentierte beim Berliner Milchforum Ergebnisse aus der Auswertung des QM-Nachhaltigkeitsmoduls Milch (QM-NMM), die zeigen, dass viele Betriebsleiter überlastet sind, was sich negativ auf die Betriebsführung und letztlich auf die gesamte Branche auswirken kann.
Etwa ein Viertel der deutschen Milchviehbetriebe hat am QM-NMM teilgenommen, und die Mehrheit der Betriebsleiter berichtet von einer hohen, aber noch bewältigbaren Arbeitsbelastung. Alarmierend ist jedoch, dass rund 10% angeben, dass die Arbeitsbelastung kontinuierlich zu hoch ist. Viele verzichten auf notwendige Regenerationspausen, was sich unter anderem darin zeigt, dass 60% der Betriebe keinen einzigen freien Tag pro Woche haben.
Die Betonung der sozialen Nachhaltigkeit, wie die Förderung der persönlichen Weiterentwicklung durch Fortbildungen und die Sicherung von regelmäßigen Auszeiten, ist laut Dr. Lassen von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Milchwirtschaft. Auch die Verlässlichkeit von Molkereien und politischen Rahmenbedingungen spielt eine wichtige Rolle.
Zudem weist Dr. Lassen auf das ökonomische Potenzial hin, das beispielsweise in der Optimierung der Futterration liegt. Ein Drittel der untersuchten Betriebe führt selten oder nie Grundfutteranalysen und Rationsberechnungen durch, was finanzielle Einbußen zur Folge haben kann.
Die Herausforderung besteht darin, das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich zu vermarkten, da es oft schwer greifbar ist. Burnout in der Branche ist ein ernstzunehmendes Thema, und Dr. Lassen appelliert an Betroffene, rechtzeitig Hilfe zu suchen. „Raus aus dem Hamsterrad“ könnte der Schlüssel zum Erfolg sein, um die Belastung zu verringern und die Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen zu fördern.