In den vergangenen Wochen haben Milchviehhalter aus verschiedenen Regionen ein auffälliges Verhalten ihrer Herden beobachtet: Die Milchkühe drängen sich in bestimmten Bereichen des Stalls zusammen, während andere Teile wie Liegeboxen und Fressplätze größtenteils ungenutzt bleiben. Dieses Phänomen, das über Tage oder sogar Wochen andauern kann, führt zu verschiedenen Problemen und Folgen für die Tiere und die Milchproduktion.
Landwirte wie Claus Schnakenberg aus Beverstedt in Niedersachsen, der mit der Arbeitsgemeinschaft für Landberatung zusammenarbeitet, berichten von unregelmäßigem Liegen und Fressen der Tiere sowie einer Zunahme von Klauenerkrankungen. Zudem sei in einigen Betrieben ein Anstieg der Zellzahlen in der Milch sowie ein Rückgang der Milchleistung zu verzeichnen.
Die Ursachen für das sogenannte „Bunching“ – ein Begriff, der in englischsprachigen Fachmedien verwendet wird und das enge Zusammenstehen der Tiere beschreibt – sind vielfältig und oft nicht sofort erkennbar. Zu den möglichen Auslösern zählen Hitzestress, unzureichende Wasserversorgung, mangelnde Frischluftzufuhr, stechende Fliegen und die Vermeidung von Stallbereichen mit intensiver Licht- oder Helligkeitseinwirkung.
Ein spezieller Verdacht richtet sich auf Fliegen, besonders in den Sommermonaten. Schnakenberg vermutet, dass eine neue, den Kühen unbekannte Fliegenart beteiligt sein könnte. Einige der von ihm beratenen Betriebe haben positive Erfahrungen mit intensivierten Fliegenbekämpfungsmaßnahmen gemacht. Zusätzlich könnte eine verstärkte Lüftung helfen, das Problem zu lindern.
Trotz dieser Maßnahmen haben einige Betriebe jedoch keine Verbesserung feststellen können. Die Hoffnung liegt nun auf den sinkenden Temperaturen, welche die Situation möglicherweise entspannen könnten.
Die Herausforderung für die betroffenen Milchviehbetriebe liegt in der Identifikation und dem gezielten Einsatz von Lösungsansätzen, die auf die spezifischen Bedingungen und Ursachen in ihren Ställen zugeschnitten sind. Das Phänomen des „Bunching“ zeigt, wie komplex das Zusammenspiel verschiedener Umweltfaktoren auf das Verhalten und Wohlbefinden von Nutztieren sein kann und unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Beobachtung und Anpassung der Haltungsbedingungen.
