Die Schweinehaltung in Spanien gerät erneut ins Rampenlicht eines Tierschutzskandals. Berichte über schockierende Zustände auf zwei sogenannten „Horror-Bauernhöfen“ bei Burgos haben eine heftige Diskussion über die Qualität des Fleisches und das Wohl der Tiere entfacht.
Hohe Produktionsmengen auf Kosten des Tierwohls
Die Schweineproduktion in Spanien ist durch hohe Mengen und niedrige Kosten gekennzeichnet. Dies geht jedoch auf Kosten des Tierwohls. Schon seit geraumer Zeit gibt es Berichte über Verstöße gegen den Tierschutz, schlechte Haltungsbedingungen und minderwertige Fleischqualität. Diese wurden bisher von der Branche und der Politik als unbegründet abgetan.
Entsetzliche Zustände in Schweineställen
Neue Bilder und Berichte, die dem ARD-Studio in Madrid vorliegen, zeigen schockierende Zustände: gequälte Schweine, Ställe voller Ratten und Maden, sowie tote und angefressene Tiere. In einem Wald wurden Kadaver gefunden, was auf häufige Todesfälle hindeutet. Trotz dieser Beweise bestreitet das regionale Landwirtschaftsministerium in Valladolid das Vorhandensein von Problemen und betont, dass bei regelmäßigen Kontrollen nichts Auffälliges festgestellt wurde.
Vorwürfe gegen die Behörden
Greenpeace wirft dem Landwirtschaftsministerium vor, die Landwirte zu schützen, insbesondere große Unternehmen, die weiterhin von einem ausbeuterischen Modell profitieren. Ein Aktivist betont, dass dieses Modell auf der Ausbeutung von Tieren basiert. Tierschützer sehen auch eine zunehmende Deregulierung in der Gesetzgebung, besonders durch die rechtsgerichtete Partei VOX, die auch die regionalen Landwirtschaftsminister stellt.
Kritik von Foodwatch und steigende Importe nach Deutschland
Laut der deutschen Verbraucherorganisation Foodwatch steht bei der Schweinehaltung in Spanien vor allem der Preis im Vordergrund. Mehr Tierschutz bedeute höhere Kosten und somit einen Wettbewerbsnachteil. Sprecher Andreas Winkler erklärt, dass derjenige, der am günstigsten produziert, auch am meisten Fleisch verkauft. Die spanische Schweinezucht hat in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum verzeichnet, während die deutsche Schweinehaltung stagniert. Laut Eurostat ist die spanische Schweineproduktion in den letzten zehn Jahren um rund 35 % gestiegen. Deutschland importierte im vergangenen Jahr etwa 64.000 Tonnen spanisches Schweinefleisch, ein Anstieg von etwa 25 % innerhalb eines Jahres.
Probleme mit Gülle und Nitratbelastung
Ein weiteres Problem in der spanischen Schweinehaltung sind die hohen Nitratwerte im Wasser, die durch die Gülle verursacht werden. Der Europäische Gerichtshof bemängelte bereits am 14. März die zu hohen Nitratwerte und forderte Spanien auf, Maßnahmen zu ergreifen. Spanien muss der Europäischen Kommission nun mitteilen, welche Schritte es zur Umsetzung des Urteils ergriffen hat oder noch ergreifen wird.