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Unklarheiten und Herausforderungen im deutschen Tierhaltungsgesetz dominieren Fachtagung in Leipzig

Bei der jüngsten Fachtagung des Bundesverbandes Rind und (BRS) in , betitelt „Wunsch und Wirklichkeit: Gesellschaftliche Erwartungen und landwirtschaftliche Realitäten“, standen verschiedene drängende Fragen und gesetzliche Unsicherheiten im Fokus der Diskussion. Die Veranstaltung beleuchtete die komplexen Herausforderungen, mit denen sich in Deutschland konfrontiert sehen, insbesondere in Bezug auf das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz.

Unklarheiten bei der Meldepflicht der Haltungsform

Eines der zentralen Themen war die bevorstehende Meldepflicht für die Haltungsform von Schweinen, die bis zum 1. August 2024 umgesetzt werden muss. Viele Landwirte sind jedoch verunsichert, da unklar bleibt, an welche Behörde die Meldung zu richten ist. Während der Fachtagung wurde deutlich, dass in vielen Bundesländern noch keine klaren Zuständigkeiten definiert sind. Einige Teilnehmer äußerten, dass sie mangels konkreter Informationen planen, ihre Meldungen direkt an das Bundeslandwirtschaftsministerium zu richten, sollte bis zum Stichtag keine klare Regelung getroffen sein.

Diskussion um Ohrmarken für tote

Ein weiteres kontroverses Thema war der geplante Gesetzesentwurf, der vorsieht, dass auch tote Schweine mit Ohrmarken versehen werden müssen. Die BRS-Fachtagung brachte Bedenken hervor, dass diese Regelung zu erheblichem Mehraufwand führen und die Arbeitszeit, die für die Betreuung lebender Tiere benötigt wird, einschränken könnte. Dr. Haiko Hofmann, Fachreferent des BRS, betonte die daraus resultierenden Herausforderungen und den zusätzlichen Arbeitsaufwand, der besonders für spürbar wäre.

Verschärfungen bei der EU-Tiertransportverordnung

Die geplanten Änderungen der EU-Tiertransportverordnung waren ebenfalls Gegenstand intensiver Diskussionen. Insbesondere die Begrenzung der Transportzeit für Schlachttiere auf maximal neun Stunden sowie die temperaturabhängigen Einschränkungen könnten zu logistischen Problemen und Staus an Schlachthöfen führen, was wiederum negative Auswirkungen auf den Tierschutz hätte.

Skepsis gegenüber Umfrageergebnissen

Dr. Daniel Kofahl, Soziologe und Experte für Agrarpolitik und Ernährungskultur, äußerte Zweifel an der Ehrlichkeit der gesellschaftlichen Forderungen nach besserem Tierwohl, wie sie häufig in Umfragen geäußert werden. Er mahnte, dass Antworten oft den Erwartungen des Mainstreams entsprechen und nicht unbedingt die tatsächliche Meinung der Befragten widerspiegeln. Kofahl riet den Landwirten zu einer durchdachten Kommunikationsstrategie, die nicht nur auf Faktenwissen, sondern auch auf kulturellen und sozialen Aspekten basieren sollte.

Personalwechsel im BRS

Die Tagung war zudem Schauplatz wichtiger Personalentscheidungen. Paul Hegemann trat von seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des BRS zurück, um sich stärker seinem eigenen Betrieb zu widmen. Sein Nachfolger, Jürgen Langreder, sowie das neue Vorstandsmitglied Jürgen Albers und der neue Fachbeirat Robert Dietz, wurden während der Veranstaltung gewählt.

Die Fachtagung in Leipzig bot somit eine wichtige Plattform für den Austausch und die Diskussion aktueller Herausforderungen in der deutschen Landwirtschaft, zeigte jedoch auch die dringende Notwendigkeit auf, bestehende Unklarheiten in der Gesetzgebung zu adressieren, um den Landwirten mehr Sicherheit in ihrem Alltag zu bieten.