Der Bayerische Bauernverband (BBV) äußert massive Bedenken gegen die geplante Entwaldungsverordnung der EU. Diese könnte nach Einschätzung des Verbands ernsthafte Auswirkungen auf den Anbau von Soja und anderen Eiweißpflanzen in Deutschland haben und die Lieferketten gefährden. Derzeit fördern die nationale Eiweißpflanzenstrategie und die Bayerische Eiweißinitiative den Anbau und die Nutzung von Eiweißpflanzen, um die Importabhängigkeit zu verringern und die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Leguminosen zu stärken.
Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, kritisiert die Entwaldungsverordnung scharf: „Diese Verordnung könnte mit ihrer überzogenen Bürokratie unsere Fortschritte zunichtemachen, obwohl es in Deutschland keine Entwaldung gibt. Hier sind dringend Verbesserungen nötig“, so Felßner während einer Pressekonferenz in Thalmässing. Er betont, dass das einfache Verschieben der Verordnung nicht ausreicht.
Die Entwaldungsverordnung (EUDR) zielt darauf ab, die Abholzung von Regenwäldern zu verhindern und den Handel mit Produkten, die auf entwaldeten Flächen produziert wurden, auf dem europäischen Markt zu unterbinden. Nach Ansicht des BBV könnte die Verordnung jedoch zu einem Bumerang werden: Bayerische Landwirte müssten dann umfangreiche Daten ihrer Anbauflächen in ein europäisches IT-System eingeben, was einen erheblichen Mehraufwand bedeuten würde.
In Bayern wurden dieses Jahr laut statistischen Landesämtern 22.400 Hektar Sojabohnen angebaut; in Baden-Württemberg waren es 6.200 Hektar. In ganz Deutschland summierte sich der Anbau auf 45.000 Hektar. Felßner weist darauf hin, dass auch sorgfältige Deklarationen und eine sortenreine Lagerung notwendig sind, was zu weiterer Verunsicherung im heimischen Markt führt.
Der BBV fordert, dass die EU die Entwaldungsverordnung nicht nur verschiebt, sondern grundlegend überarbeitet. Felßner schlägt vor, eine neue Risikokategorie für Länder wie Deutschland einzuführen, in denen bestehende Gesetze bereits ausreichend vor Entwaldung schützen. Länder dieser Kategorie sollten von den umfangreichen Dokumentations- und Nachweispflichten ausgenommen werden. „Um unabhängig von Importen zu werden, die potenziell mit Entwaldung in Verbindung stehen, benötigen wir für unsere regionale Produktion mehr Planungssicherheit und weniger bürokratische Lasten“, betont Felßner.