Deutsche Landwirte stehen bundesweit vor einem wachsenden Problem: Der Diebstahl von Obst und Gemüse hat deutlich zugenommen. Es sind nicht nur vereinzelte Früchte, sondern oftmals große Mengen, die unbefugt geerntet werden. Besonders ärgerlich ist dies, wenn nach einer reichen Ernte die Bäume oder Felder plötzlich leer vorzufinden sind. Landwirtschaftliche Betriebe appellieren daher: „Erst fragen, dann pflücken“.
Berichte, wie die der Badischen Neuen Nachrichten, zeigen auf, dass diese Art des Diebstahls in den vergangenen Jahren immer häufiger auftritt. Der Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe-Rems weist darauf hin, dass besonders das flächendeckende Abernten fremder Felder zugenommen hat. So wurden etwa im Raum Heilbronn-Öhringen ganze Apfelplantagen von Dieben heimgesucht. Auch kleinere Diebstähle, wie das Verschwinden von 50 kg Mirabellen in Magstadt oder 30 kg Pflaumen in Ehningen, belasten die Bauern.
In der Vergangenheit wurden auch spezielle Kulturen wie Weinblätter und Bärlauch Ziel von Diebstählen. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich 2020, als 1.700 Artischockenblütenständer im Wert von 10.000 Euro entwendet wurden. Diese Diebstähle, ob groß oder klein, verursachen erheblichen Schaden.
Besonders betroffen sind Gebiete nahe Städten oder beliebte Routen für Radfahrer und Wanderer. Hier ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Touristen unbemerkt Früchte entwenden. Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern (VSSE) bestätigt das Problem, doch viele Landwirte halten sich mit öffentlichen Aussagen zurück, um keine Nachahmer anzulocken. Auch Naturschutzbünde wie der Nabu leiden unter diesen Vorfällen; so wurden der Ortsgruppe Geilenkirchen/Übach-Palenberg Hunderte Kilogramm Obst gestohlen, was die Jugendarbeit stark beeinträchtigt.
Die Aufklärungsquote bei diesen Delikten ist gering, und die Diebe werden selten gefasst. Die Bauern sind dazu angehalten, Diebstähle zu melden, auch wenn die Chancen, die Täter zu ermitteln, gering sind. Der Anstieg der Lebensmittelpreise könnte ein Faktor für die Zunahme dieser Diebstähle sein.
Eine Möglichkeit zur legalen Selbstbedienung bietet das Projekt „Mundraub.org“, wo Landwirte Flächen markieren können, auf denen das Pflücken erlaubt ist. Dies wird oft durch ein gelbes Band am Baum gekennzeichnet. Hier gilt, ähnlich wie im Supermarkt, dass ohne Erlaubnis das Nehmen von Früchten verboten ist.