Ein von der Universität Kiel und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern durchgeführtes Projekt, AcidDigSoil, untersuchte die Wirksamkeit der Ansäuerung von Gärresten und Gülle, eine Methode, die bereits in Dänemark weit verbreitet ist. Diese Technik zielt darauf ab, die Ammoniakemissionen in der Landwirtschaft zu senken, um gesetzlichen Auflagen zur Luftreinhaltung nachzukommen.
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass durch die Ansäuerung von Schweine- und Rindergülle der Methanertrag signifikant sinkt – bei Schweinegülle um 20 Prozent und bei Rindergülle um 27 Prozent. Gleichzeitig wurden erhöhte Schwefelwasserstoffkonzentrationen im Biogas gemessen, was den Einsatz von Eisenpräparaten zur Entschwefelung notwendig machte. Zudem war die Schwefelkonzentration im verbleibenden Gärrest vier- bis fünffach höher als in unbehandelter Gülle.
Professor Eberhard Hartung von der Universität Kiel wies darauf hin, dass diese erhöhten Schwefelfrachten in der Düngebilanz beachtet werden müssen, da sie die empfohlenen Düngemittelgrenzen schnell überschreiten können. In den durchgeführten Versuchen wurden die zulässigen Werte bis zu siebenfach übertroffen.
Interessanterweise ergab die Studie auch, dass die Verwendung von Essigsäure den Methanertrag um etwa 20 Prozent steigern kann, allerdings sind die Kosten für Essigsäure deutlich höher als die für Schwefelsäure. Es ist daher wahrscheinlich, dass Betriebe mit Tierhaltung aus Kostengründen eher zu Schwefelsäure greifen werden.
Trotz der höheren Kosten wurden positive Effekte auf den Boden und die Nährstoffeffizienz beobachtet: Es gab keine negativen Auswirkungen auf das Bodenmikrobiom und die Ammoniumausgasung konnte reduziert werden, was potenziell den Einsatz von Mineraldüngern verringert. Zudem konnten die Ammoniakemissionen beim Weizenanbau um über 80 Prozent gesenkt und der Rohproteingehalt der Weizenkörner erhöht werden.
Obwohl diese Ergebnisse zeigen, dass die Ansäuerung der Gülle die Umwelt- und Klimaschutzziele unterstützt, werden die Mehrkosten für diese Behandlung derzeit nicht durch Einsparungen bei Mineraldüngern oder höhere Erträge ausgeglichen. Die hohen Kosten und der geringere Vorteil bei der Biogasproduktion führen daher zu finanziellen Verlusten für die Betreiber. Fördermaßnahmen könnten notwendig sein, um diese Methode stärker in der landwirtschaftlichen Praxis zu verankern. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert.