In der malerischen Umgebung von Genf in der Schweiz steht das Thema Wildtiermanagement aktuell besonders im Fokus: Es geht um die Kontrolle der wachsenden Population von Wildschweinen. Berufsjäger sind derzeit damit beauftragt, jährlich etwa 200 Sauen zu erlegen, um die Population stabil zu halten. Doch eine innovative, wenn auch umstrittene Methode könnte bald zum Einsatz kommen – die Sterilisation der Tiere mittels einer sogenannten „Anti-Baby-Spritze“.
Im Oktober 2023 löste die Ankündigung Genfs, zur Bestandskontrolle wieder Rotwild zu erlegen, eine Welle der Kritik von Naturschutzorganisationen aus. Als Antwort darauf fordern diese nun den Einsatz des Impfstoffes GonaCon, der das Hormon Gonadotropin blockiert und somit die Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren temporär unterbindet. Der Impfstoff, dessen Wirkung durchschnittlich zwei Jahre anhält, wurde bereits bei verschiedenen Tierarten, darunter Weißwedelhirschen, Kojoten und Wildpferden, erfolgreich eingesetzt.
Die Idee, Wildschweine in Genf zu sterilisieren, stößt jedoch auf Herausforderungen. Neben der logistischen Frage, wie man eine große Anzahl von Sauen einfangen und impfen kann, steht die Notwendigkeit im Raum, die geimpften Tiere zu markieren und mittels GPS zu überwachen. Ein Überwachungsprojekt in Jussy, Schweiz, offenbarte bereits, dass das Einfangen von Wildschweinen erheblich mehr Zeit in Anspruch nimmt als deren Erlegung. Auch die Kosten für eine solche Maßnahme sind nicht zu unterschätzen, wenngleich Befürworter argumentieren, dass die Unterstützung durch Naturschutzorganisationen helfen könnte, diese zu senken.
Eine weitere Hürde stellt die rechtliche Situation dar: In der Schweiz ist der Impfstoff GonaCon derzeit nicht zugelassen. Dennoch läuft bis Ende April eine Online-Umfrage, in der die Bürger von Genf über den Vorschlag zur Sterilisation der Wildschweine abstimmen können.
Interessant ist, dass im Kanton Genf seit 1974 keine privaten Jagden mehr durchgeführt werden; stattdessen obliegt die Kontrolle des Wildbestands professionellen Berufsjägern. Dies unterscheidet sich vom restlichen Schweizer Jagdsystem, in dem das Jagdrecht kantonal geregelt und häufig an die Bürger im Rahmen der sogenannten Milizjagd vergeben wird. Die intensivierte Bejagung von Wildschweinen seit den 1990er Jahren dient insbesondere dem Schutz landwirtschaftlicher Flächen vor Schäden.
Die Diskussion um die beste Methode zur Kontrolle der Wildschweinpopulation in Genf bleibt weiterhin aktuell und spiegelt die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tierwohl, Naturschutz und landwirtschaftlichen Interessen wider.