Eine neue Studie zeigt, dass menschlicher Urin als Düngemittel für Pflanzen ebenso verträglich ist wie synthetische Dünger und damit eine umweltfreundliche Alternative darstellt. Die Forschungsergebnisse, die von einem internationalen Team der Universität Birmingham und dem L'Institut Agro Montpellier in Frankreich durchgeführt wurden, sind im wissenschaftlichen Journal „Applied Soil Ecology“ veröffentlicht worden.
Die Wissenschaftler untersuchten die Langzeiteffekte der Düngung mit Urin, insbesondere im Hinblick auf die Produktion von Stickoxiden und die Bodensalinität (Salzgehalt). Sie stellten fest, dass selbst hoch dosierter und ein Jahr gelagerter Urin nur minimale Auswirkungen auf die bakteriellen Gemeinschaften im Boden hatte und kaum Veränderungen im pH-Wert und Salzgehalt des Bodens verursachte.
Allerdings zeigte sich, dass diese Art der Düngung die relativen Anteile von nitrifizierenden und denitrifizierenden Bakteriengruppen im Vergleich zu synthetischen Düngern erhöhte, was zu einer gesteigerten Emission von Stickoxiden führen könnte.
Für die Studie wurde eine Spinatpflanzung mit zwei verschiedenen Dosierungen von separiertem und gelagertem menschlichem Urin gedüngt. Die Ergebnisse wurden mit einer Behandlung mit synthetischem Dünger und einer Wasserkontrolle ohne Düngung in vier Bodenbehältern unter Gewächshausbedingungen verglichen.
Nach 12 Monaten Lagerung war das Mikrobiom der Behandlung erschöpft, enthielt jedoch einige gängige Stämme. Die bakteriellen Gemeinschaften im Boden erwiesen sich als resistent gegen die Düngung mit Urin; lediglich 3 % der Organismengruppen waren betroffen. Die hohe Salzkonzentration im Urin hatte kaum einen erkennbaren Effekt auf die bakterielle Gemeinschaft.
Manon Rumeau, Co-Autorin von der Universität Birmingham, erklärte: „Unsere Forschung unterstreicht das Potenzial, menschlichen Urin zu recyceln, um die landwirtschaftliche Nachhaltigkeit zu erhöhen, die Verschmutzung durch Abwasser zu reduzieren und die Abhängigkeit von synthetischen Düngern zu verringern. Gelagerter Urin kann sicher im Pflanzen-Boden-System angewendet werden, ohne das Bodenmikrobiom negativ zu beeinflussen.“
Frischer Urin besteht zu 95 % aus Wasser und die restlichen 5 % aus Aminoverbindungen wie Harnstoff oder Kreatinin, organischen Anionen und anorganischen Salzen, was ihn zu einer Quelle bioverfügbarer Nährstoffe und Mikronährstoffe für das Pflanzenwachstum macht.