Herrsching, Bayern – In der beschaulichen Gemeinde Herrsching am Ammersee im bayerischen Oberland sorgt eine neuerliche Wolfssichtung für Aufsehen. Am Ostersonntag entdeckte ein Spaziergänger ein einzelnes Exemplar, das sich zwischen Herrsching und dem nahegelegenen Andechs frei bewegte. Augenzeugenberichten zufolge zeigte das Tier keinerlei Scheu vor der menschlichen Nähe, während es auf einem Feld nach Nahrung suchte und sich zeitweise sogar in Richtung eines Wohnhauses begab.
Dieser Vorfall ist nicht der erste seiner Art in Bayern, wo bereits am 9. Februar ein Wolf in Aying, rund 25 Kilometer von München entfernt, für Unruhe gesorgt hatte. Dabei wurden drei Schafe getötet und drei weitere verletzt. Seitdem wurden in der Region sechs weitere Fälle von Tierangriffen gemeldet, und zwei Wölfe wurden tot aufgefunden. Experten äußern zunehmend Besorgnis über die Annäherung der Wölfe an menschliche Siedlungen und sogar an größere Städte.
Angesichts der wachsenden Wolfspopulation und der zunehmenden Nähe zu bewohnten Gebieten fordern Politiker der CSU und der Freien Wähler in Bayern eine Änderung der Jagdgesetze. Sie plädieren für eine erleichterte Bejagung und sogar den Abschuss von Wölfen, die derzeit noch durch nationales und europäisches Recht geschützt sind. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) machte gegenüber der Presse deutlich, dass eine „schadensunabhängige Bestandsregulierung“ notwendig sei, um eine unkontrollierte Ausbreitung der Wolfspopulation zu verhindern.
Die Wolfspopulation in Europa hat in den letzten zwei Jahren erheblich zugenommen. Mittlerweile wird die Zahl der Wölfe auf über 20.000 geschätzt, mit weiter steigenden Populationen. Besonders betroffen ist das bayerische Allgäu, das immer häufiger zum Lebensraum für diese Tiere wird.
Der Vorfall in Herrsching am Ammersee unterstreicht die Dringlichkeit einer Debatte über das Zusammenleben von Mensch und Wolf in Bayern. Während der Schutz des Wolfes für den Erhalt der Biodiversität unerlässlich ist, fordern die jüngsten Entwicklungen eine ausgewogene Betrachtung der Sicherheitsbedürfnisse der lokalen Bevölkerung und der landwirtschaftlichen Interessen. Die Diskussion über geeignete Maßnahmen, um eine harmonische Koexistenz zu fördern, bleibt daher aktueller denn je.