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Bodenverdichtung: Unsichtbare Feind unter der Oberfläche

Landmaschinenhersteller richten zunehmend ihren Blick auf die Vermeidung von Bodenverdichtung. Doch was genau bedeutet dieser Begriff – und welche Auswirkungen hat er auf den Boden und letztlich auf den Ertrag?

Ein anschauliches Bild bietet der Vergleich mit einer Brotscheibe: Ist sie trocken und locker, wirkt sie luftig und durchlässig. Wird sie jedoch nass und zusammengedrückt, verwandelt sie sich in eine dichte, klebrige Masse ohne Lufteinschlüsse – kein Platz mehr für Wurzeln oder Wasser.

Dieses Prinzip lässt sich grundsätzlich auf den Boden übertragen. Dennoch gilt: In der Landwirtschaft gibt es selten starre Maßstäbe, vielmehr sind es Hinweise und Erfahrungswerte, die die Wirkungen unter unterschiedlichen Bedingungen verdeutlichen.

Luft für das Wurzelwachstum

Unstrittig bleibt: Je weniger durchlässig der Boden ist, desto stärker leidet das Pflanzenwachstum. Pflanzenwurzeln sind auf Luftkanäle und Hohlräume im Boden angewiesen. Sie brauchen Sauerstoff, um zu gedeihen – fehlen diese, sinken die Erträge.

Das Eigengewicht von Maschinen und auch Vieh belastet den Boden. Dabei wird die Porenstruktur zusammengedrückt. Um diese negative Wirkung zu begrenzen, sind über die Jahre zahlreiche technische Lösungen entstanden.

Der ursprüngliche Impuls zur Reduktion des Bodendrucks hatte jedoch wenig mit Bodenmechanik zu tun. Vielmehr ging es darum, das Einsinken schwerer Maschinen zu verhindern. Das Ziel war also, das Gewicht besser zu verteilen oder punktuelle Belastung ganz zu vermeiden.

Fortschritt aus der Dampfära

In Großbritannien war es John Fowler, der als Pionier neue Wege zur Bodenbearbeitung fand, ohne dass Maschinen auf dem Acker stecken blieben. Seine Erlebnisse nach der irischen Hungersnot 1849 veranlassten ihn, ein System zur Entwässerung von Feldern zu entwickeln. Pferdebetriebene Winden legten Drainagerohre hinter sogenannten Maulwurfspflügen.

Diese Methode führte später zur Entwicklung von Dampfpflügen, bei denen zwei Maschinen ein Gerät über das Feld zogen. So blieben die schweren Maschinen auf dem Vorgewende. Im Zuge dieser Technik wurden in Großbritannien viele Hecken entfernt, um größere Schläge zu schaffen – was zugleich die Verdichtung verringerte.

Große Maschinen auf weichem Boden

In den hingegen setzte man Dampfmaschinen als Zugfahrzeuge ein, um die Prärie zu erschließen. Diese schweren Geräte zogen breite Pflüge, wenn der Untergrund dies zuließ.

Pflügen der Prärie mit und Schlepppflug

Zur Anpassung an feuchte Böden erhielten sie breite Räder, später auch Kettenantriebe. So konnten auch sumpfige, aber fruchtbare Flächen in Kalifornien bewirtschaftet werden. Dennoch übten diese Maschinen massiven Druck auf den Boden aus, was große Flächen nachhaltig verdichtete.

Dass dies problematisch war, wurde lange ignoriert. Die geringe Traktion und das Einsinken galten als Hauptprobleme. Erst in den letzten Jahrzehnten rückte die langfristige Wirkung auf das Bodenleben in das Bewusstsein.

Gewicht als Lösung – und Problem

Noch in den frühen 1980er Jahren galt es als gängige Empfehlung, die Antriebsräder von Traktoren mit Wasser zu beschweren, um die Traktion zu verbessern.

Kaum ein Lehrbuch erwähnte die negativen Folgen für den Boden – vom gezielten Verteilen des Maschinengewichts war kaum die Rede.

Heute hat sich das Verständnis gewandelt. Der Bodendruck steht verstärkt im Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit wachsendem Wissen über Bodenfauna und -flora wird deutlich: Diese Lebensgemeinschaften sind auf Luft angewiesen und miteinander eng verflochten.

Wird die Luftzufuhr durch Verdichtung eingeschränkt, leidet das Leben im Boden – und damit seine Fruchtbarkeit.

Pilze und Bodenleben

Neben Regenwürmern und Mikroorganismen sind auch Pilze zentrale Bestandteile des Bodens. Sie tragen maßgeblich zum Humusaufbau bei. Viele Pilzarten leben in enger Partnerschaft mit und helfen ihnen, zu erschließen.

Eine gestörte Bodenstruktur gefährdet diese symbiotischen Beziehungen. Werden Pilze, Mikroorganismen und Bodenlebewesen durch Sauerstoffmangel geschädigt, kann sich die Bodenstruktur auch langfristig nicht regenerieren.

Maschinen reduzieren, Leben erhalten

Aus diesem Grund gewinnt die Minimierung von Bodenverdichtung an Bedeutung. Neue Technologien leisten dabei Unterstützung. Leichte Roboter, die einzelne Pflanzen pflegen, oder Drohnen für punktuelles Spritzen sind Beispiele für diesen Wandel.

Allerdings: Am Ende der Saison müssen die Feldfrüchte geerntet werden. Dabei kommen zwangsläufig schwere Maschinen zum Einsatz – ein Risiko für alle während der Saison gewonnenen Fortschritte.

Fahrspuren gezielt lenken

Ein Ansatz zur Eindämmung ist das Management der Fahrwege. Dabei werden Traktoren und Anhänger gezielt über festgelegte Spuren geleitet. Selbst , die das gesamte Feld befahren müssen, können durch breite Schneidwerke die Anzahl der Überfahrten verringern.

Kettenlaufwerke bieten eine weitere Möglichkeit, den Bodendruck zu senken. Viele große Erntemaschinen sind inzwischen damit ausgerüstet. Claas etwa bietet mit dem Terra Trac ein System für Traktoren an.

Ist der Einsatz von Kettenfahrwerken aus Kosten- oder Transportgründen nicht praktikabel, stellen VF-Reifen eine Alternative dar. Diese Spezialreifen erlauben einen sehr niedrigen Reifendruck und vergrößern so die Aufstandsfläche. Allerdings müssen sie für den Straßentransport wieder aufgepumpt werden – was durch herkömmliche Ventile zeitaufwendig bleibt.

Technik trifft Verantwortung

Bodenverdichtung stellt auf vielen Betrieben ein reales Problem dar. Die Maschinenindustrie trägt ihren Teil dazu bei, Lösungen zu entwickeln. Mit dem zunehmenden Gewicht und der Größe der Geräte wächst auch die Verantwortung, ihren Einfluss auf den Boden so gering wie möglich zu halten.

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