Der technologische Fortschritt macht den Einsatz autonomer Traktoren in der Landwirtschaft zunehmend realistisch. Durch automatisierte Steuerungssysteme und verbesserte GPS-Technik können landwirtschaftliche Maschinen mittlerweile ohne aktives menschliches Eingreifen eingesetzt werden. Perspektivisch sollen schwere Traktoren durch kompaktere autonome Fahrzeuge ersetzt werden, um Schäden am Boden zu reduzieren. Diese fahrerlosen Maschinen bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten:
- Vollständig automatisiertes Pflanzen, Jäten und Ernten von Obst und Gemüse.
- Präzises Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln und Unkrautbekämpfung in Feldfrüchten, Obstgärten und im Weinbau.
- Effiziente Düngung und Bewässerung nach genau festgelegten Mengen und Intervallen.
Die autonomen Fahrzeuge navigieren mit hoher Präzision und minimalen Abweichungen. Dabei erfassen sie selbstständig Feldgrenzen. Der Einsatz rund um die Uhr ist möglich, wobei die Steuerung bequem per Tablet erfolgt. Sensoren helfen, echte Hindernisse zuverlässig von Pflanzen wie Sonnenblumen oder Mais zu unterscheiden. Zusätzlich können autonome Maschinen einem bemannten Fahrzeug folgen. Der Fahrer steuert Geschwindigkeit und Route mehrerer unbemannter Traktoren gleichzeitig.
Bis spätestens 2030 könnte zudem eine Technologie verfügbar sein, die eine autonome Ernte empfindlicher Früchte wie Erdbeeren, Tomaten und Pfirsiche ermöglicht. Durch den Einsatz fahrerloser Traktoren lassen sich Lohnkosten erheblich senken, Wartungskosten für ältere Maschinen reduzieren und letztlich die Rentabilität landwirtschaftlicher Betriebe erhöhen.
Bereits 2016 stellte Case IH erstmals das Konzept eines fahrerlosen Traktors vor. Diese innovative Maschine, die keinen Fahrerplatz mehr besitzt, ist für zahlreiche Anbaugeräte geeignet.
Noch einen Schritt weiter ging John Deere. Der Hersteller entwickelte ein Konzept ohne Kraftstofftank, ohne Fahrerhaus und ohne herkömmliches Getriebe – Komponenten, die bei traditionellen Traktoren viel Platz benötigen. Stattdessen setzt John Deere auf einen elektrischen Antrieb mit integrierter Lenkung. Die Weiterentwicklung dieser Idee führte zur Präsentation eines vollelektrischen, batteriebetriebenen Traktors mit einer Leistung von 500 kW, der wahlweise mit Rad- oder Raupenfahrwerk erhältlich ist.
Kubota verfolgt bei der Entwicklung autonomer Traktoren ebenfalls einen elektrischen Ansatz, der langfristige Leistung ermöglicht. Mit dem „X Tractor-Cross Tractor“ plant das japanische Unternehmen eine höhenverstellbare Maschine, die sich flexibel an verschiedene Kulturen anpassen lässt. Als Grund für diese Innovation verweist Kubota auf die schrumpfende und alternde Zahl japanischer Landwirte sowie die zunehmende Konzentration der Betriebe zu größeren landwirtschaftlichen Einheiten.
Unterdessen führte Kubota mit dem AgriRobo eine Serienmaschine mit autonomen Steuerungstechnologien ein, die derzeit unter realistischen Feldbedingungen getestet wird. Dabei kann der Bediener sämtliche Arbeitsgänge autonom planen, kontrollieren und bei Bedarf verändern, um Gefahren durch falsche Manöver zu vermeiden.
Yanmar und Mahindra statteten ihre konventionellen Traktoren ebenfalls mit Systemen für autonomes Fahren aus. New Holland verfolgt mit dem „NHDrive“-System einen praxisnahen Ansatz, bei dem der Traktor über Standardkabine und traditionelle Steuerungen verfügt. Dieses Modell entstand in Kooperation mit Autonomous Solutions Inc. Die Steuerung erfolgt über Computer oder mobile Geräte, die Echtzeitbilder von insgesamt vier Kameras liefern – zwei vorne und zwei hinten. Zusätzlich können Sensordaten, beispielsweise zur Aussaatmenge, von einem entfernten Standort angepasst werden.
AGCO begann mit der autonomen Steuerungstechnik „Fendt Guide Connect“, bei der ein zweiter Traktor exakt die Bewegungen eines führenden Fahrzeugs nachahmt. Diese „Folge-mir“-Technologie ermöglicht einem einzigen Fahrer eine erhebliche Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Flexibilität in der Feldarbeit.
Neben der Umsetzung von Online-Steuerbefehlen informieren autonome Traktoren über Geschwindigkeit, mögliche Störungen oder niedrigen Kraftstoffstand und bieten damit dem Betreiber umfassenden Überblick.
AGCO-Tochter Valtra setzt verstärkt auf Fernsteuerungstechnologien und begann zunächst mit 3G-Mobilfunktechnik zur Maschinensteuerung.
Der Landmaschinenhersteller Claas plant, in Kürze erste Bestellungen für fahrerlose Traktoren anzunehmen. Zudem bietet Claas mit der Initiative „First Claas Rented“ zukünftig Mietoptionen für Roboter-Traktoren an, um Landwirten den schnellen Einstieg in diese Technik zu ermöglichen. Zusätzlich unterstützt Claas über die Investment-Tochter Seed Green Innovation GmbH innovative Entwicklungen für die Landwirtschaft und baute zuletzt die Partnerschaft mit dem niederländischen Unternehmen AgXeed BV aus, um Zugang zu Technologien für autonome Landmaschinen zu erhalten.