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Horsch K 735: Der vergessene Knicklenker

Vor dreißig Jahren präsentierte der Landmaschinenhersteller Horsch den K 735, einen Traktor mit beeindruckenden 350 PS. Dieses Modell basierte auf dem K 700 des russischen Herstellers Kirovets und sollte eine kurze, aber bedeutende Episode in der Geschichte der Landtechnik darstellen.

Der Horsch K 735 wurde entwickelt, um die großen Airseeder-Modelle zu ziehen, die Horsch in den neuen Bundesländern und in Osteuropa vermarkten wollte. Nach der politischen Wende 1989 eröffneten sich für westliche neue Märkte im Osten, wo moderne Großtraktoren gefragt waren.

Der noch junge Hersteller Horsch aus Schwandorf, bekannt für seine innovative Sätechnik, hatte mit dem Airseeder bereits Drillmaschinen mit bis zu 12 Metern Arbeitsbreite im Angebot. Diese Maschinen waren für die großen im Osten Deutschlands und die Großbetriebe in Osteuropa ideal, doch es fehlte an leistungsstarken Traktoren, die sie ziehen konnten. In dieser Marktnische wollte Horsch mit dem K 735 Fuß fassen.

Bereits seit den 1980er Jahren hatte Horsch Erfahrungen im Fahrzeugbau gesammelt, besonders mit dem dreirädrigen Terra-Trac, der in Kombination mit dem Säexaktor das beliebteste pfluglose Drillsystem der Zeit war. Doch für die großen Flächen in Ostdeutschland und Osteuropa war ein noch leistungsfähigerer Traktor nötig.

Die Auflösung des Ostblocks eröffnete ab 1990 neue Märkte für westliche Landtechnikunternehmen, auch für kleinere Firmen wie Horsch. Mit dem Airseeder, der eine Arbeitsbreite von 12 Metern bot, konnte Horsch Großbetriebe ansprechen. Allerdings war der Mangel an geeigneten Traktoren ein Problem.

In einer mutigen Entscheidung ging Horsch eine Partnerschaft mit Kirovets aus St. Petersburg ein. Kirovets, bekannt für seine robusten Traktoren, lieferte die Basis für den neuen Knicklenker. Der K 701 M von Kirovets diente als Grundlage, wobei Horsch das Chassis, den Motor, das Vierganggetriebe und die Achsen übernahm. Horsch fügte eine moderne Kabine, Elektrik und eine leistungsfähige Hydraulikanlage hinzu.

Bereits ein Jahr später war der Horsch K 735 bereit für den Markt und ergänzte die Produktpalette von Horsch um einen leistungsstarken Traktor. In der Saison 1994/95 begann der Verkauf des Knicklenkers, der auch in einer Version mit Gülleausbringtechnik angeboten wurde.

Allerdings war Horsch kein spezialisierter . Der K 735 sollte vor allem dazu dienen, die eigene Drill- und Bodenbearbeitungstechnik mit großen zu etablieren. Technische Probleme mit den russischen Komponenten und ein zusammengebrochenes Vertriebsnetz in Russland führten jedoch dazu, dass Horsch die Produktion des K 735 bereits 1996 wieder einstellte.

Insgesamt wurden rund 25 Exemplare des K 735 gebaut, von denen einige in Ostdeutschland und die meisten in Osteuropa verkauft wurden. Auch dreißig Jahre später sind noch einige dieser Maschinen im Einsatz.

Nach dem Ende des K 735 setzte Horsch sein Engagement im Traktorenbau mit neuen Ansätzen fort. Der Pflegetrac AT 200 und später der Pflegetrac PT wurden entwickelt und bildeten die Grundlage für die heutige Selbstfahrspritze Horsch-Leeb, die seit 2012 im Einsatz ist.