Das kürzlich abgehaltene Treffen des Bundeszentrums für Weidetiere und Wolf (BZWW) fand ohne die Beteiligung der Berufsschäfer statt. Diese Entscheidung begründeten die Schäfer in einem ausführlichen Schreiben, in dem sie ihre Kritik und Forderungen deutlich machten. Bereits Anfang Oktober sorgten neun Verbände von Weidetierhaltern für Aufsehen, als sie ihre Teilnahme an diesem Treffen öffentlichkeitswirksam boykottierten. Der Grund dafür war die wachsende Unzufriedenheit über den aus ihrer Sicht zu langsamen Fortschritt im Wolfsmanagement.
Auch der Bundesverband der Berufsschäfer schloss sich diesem Protest an und blieb der Veranstaltung fern. Ihre Absage war bereits im Vorfeld durch ein Schreiben ausführlich dargelegt worden. Ein zentrales Anliegen der Berufsschäfer ist die Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung der gewerblichen Weidehalter in den Diskussionen und Entscheidungen des BZWW. Die Verbandssprecherin Ruth Schrick-Richter wies darauf hin, dass Mutterkuhhalter, die ebenfalls stark von der Wolfsthematik betroffen sind, derzeit keine angemessene Vertretung in dem Gremium haben, obwohl ihr praktisches Wissen für die Arbeit des BZWW von großer Bedeutung wäre.
Besonders kritisch sehen die Berufsschäfer die BZWW-Broschüre „Sichere Weidezäune“. Diese Publikation wird von den Schäfern stark hinterfragt, da sie potenzielle rechtliche Konsequenzen befürchten. Schrick-Richter erklärte, dass die Broschüre, da sie von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) herausgegeben wurde, einen hohen juristischen Stellenwert besitzt und vor Gericht als Grundlage herangezogen werden könnte. Die darin enthaltenen Empfehlungen widersprächen jedoch in einigen Punkten den bewährten, über Generationen etablierten Methoden der Schäfer. Dadurch könnten diese traditionellen Praktiken unter Druck geraten und rechtliche Unsicherheiten für die Tierhalter entstehen.
Die Berufsschäfer warnen zudem davor, dass Mutterkuhhalter aufgrund dieser Entwicklungen möglicherweise aus der Weidehaltung aussteigen könnten, wenn die aktuellen Schutzvorgaben weiterhin ohne praxisnahe Anpassungen umgesetzt werden. Schrick-Richter betonte, dass die unterschiedlichen landschaftlichen Gegebenheiten in Deutschland in der offiziellen Broschüre nicht ausreichend berücksichtigt werden. Dies könnte insbesondere in Mittelgebirgslagen zu Problemen führen, da die dortigen Tierhalter Schwierigkeiten haben, die strengen Vorgaben einzuhalten, ohne finanzielle oder rechtliche Nachteile zu riskieren.
Der Verband der Berufsschäfer fordert daher eine intensivere Zusammenarbeit mit den Weidetierhaltern, um Schutzmaßnahmen zu entwickeln, die besser auf die realen Bedingungen in der Landwirtschaft abgestimmt sind. Andernfalls droht in bestimmten Regionen Deutschlands ein Rückzug der Mutterkuhhalter, da sie die aktuellen Vorgaben als zu unflexibel und schwer umsetzbar empfinden.