Lärmrisiken und Präventionsstrategien in Ferkelaufzuchtställen
Lärm ist ein allgegenwärtiges Problem, das sowohl Menschen als auch Tiere nachhaltig beeinträchtigen kann. Insbesondere in der Landwirtschaft, wo Mensch und Tier oft in unmittelbarer Nähe zueinander arbeiten, ist die Lärmbelastung ein kritisches Thema. Eine neue Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat nun speziell die Lärmverhältnisse in Ferkelaufzuchtställen untersucht und aufgezeigt, welche Maßnahmen zur Minderung des Lärms beitragen können.
Ausgangslage und Methodik der Studie
Unter der Leitung von Prof. Dr. Nicole Kemper, Dr. Michaela Fels und Laura Kroll wurde in insgesamt 15 verschiedenen Betrieben, die konventionell und ökologisch wirtschaften, die Lärmexposition gemessen. Ziel der Forschung war es, herauszufinden, wie hoch die Lärmpegel im regulären Betrieb sowie während spezifischer Aktivitäten wie der Fütterung und Pflege der Tiere sind.
In den untersuchten Ställen wurden sowohl Einzelmessungen an einem typischen Arbeitstag als auch Dauermessungen über den gesamten Zeitraum der Ferkelaufzucht durchgeführt. Die Messungen erfolgten mithilfe eines Schallpegelmessers, der an verschiedenen Punkten innerhalb der Ställe positioniert wurde.
Ergebnisse der Lärmpegelmessung
Die durchschnittlich gemessenen Lärmpegel lagen bei etwa 62 dB(A), was vergleichbar ist mit der Lautstärke eines normal laufenden Fernsehers oder Radios. Dieser Pegel kann bereits bei Menschen zu Schlaf- und Kommunikationsstörungen führen und ist für Schweine, deren Gehör empfindlicher ist als das menschliche, potenziell noch schädlicher.
Besonders alarmierend waren die Spitzenwerte von bis zu 120 dB(A), die bei bestimmten Tätigkeiten wie dem Einsatz von Treibepaddeln oder während des Impfens und Kastrierens der Ferkel erreicht wurden. Solche Spitzen sind vergleichbar mit dem Lärm beim Start eines Flugzeugs und können sogar kurzfristig zu Hörschäden führen.
Vergleich der Haltungsformen
Die Studie zeigte auch, dass die Art der Haltung einen erheblichen Einfluss auf den Lärmpegel hat. Ställe mit Vollspaltenböden aus Kunststoff waren tendenziell lauter als solche mit Teilspaltenböden und Betonanteil. Am leisesten war es in der Hüttenhaltung auf Stroh.
Empfohlene Maßnahmen zur Lärmreduktion
Basierend auf den Studienergebnissen empfehlen die Forscher mehrere praktische Maßnahmen zur Reduzierung der Lärmbelastung:
- Einsatz von leiseren Treibhilfen: Statt harter, lauter Treibepaddel sollten Materialien wie Poolnudeln oder modifizierte Jutesäcke verwendet werden.
- Verwendung von geräuschärmeren Beschäftigungsmaterialien: Anstatt Ketten oder Metallgegenständen könnten Sisalseile oder andere weiche Materialien verwendet werden, die weniger Geräusche verursachen, wenn die Tiere damit spielen.
- Sanfter Umgang mit den Tieren: Stressige Interaktionen sollten minimiert werden, da sie nicht nur den Lärmpegel erhöhen, sondern auch das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen können.
- Gehörschutz für die Arbeiter: Bei allen lärmerzeugenden Tätigkeiten sollte konsequent Gehörschutz getragen werden.
Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover