Eine aktuelle Untersuchung des Forschungsdienstes des Europäischen Parlaments deckt gravierende Mängel in der Umsetzung der bestehenden Standards für Tiertransporte innerhalb der Europäischen Union auf. Die Studie identifiziert erhebliche Schwächen in den Kontrollverfahren, der Dokumentationspraxis und bei der Beurteilung der Transportfähigkeit von Tieren.
Die Analyse zeigt, dass die geltenden Vorschriften für Tiertransporte nicht adäquat durchgesetzt werden. Insbesondere sind Überziehungen der Transportzeiten, Mängel bei der Versorgung der Tiere mit Futter und Wasser sowie unzureichende Bedingungen hinsichtlich Belüftung und Platzangebot die häufigsten festgestellten Verstöße. Im Bereich der Dokumentation wurden in den Jahren 2022 und 2023 bei 44 bis 52 Prozent aller Verstöße Fehler festgestellt. Besonders kritisch sieht die Studie die Situation bei der Prüfung, ob Tiere transportfähig sind – ein Bereich, in dem 2023 zwölf Prozent der bei Grenzkontrollen identifizierten Mängel angesiedelt waren.
Die Untersuchung kritisiert zudem die Qualität der vorhandenen Daten zur Überwachung der Tiertransporte. Nationale Inspektionsberichte aus den Jahren 2014 bis 2018 weisen nur geringe Verstoßraten von 1,0 bis 1,4 Prozent aus, während ein Bericht der Europäischen Kommission für 2022 eine EU-weite Verstoßrate bei Transportkontrollen von 40 Prozent dokumentiert.
Als fundamentale Schwachpunkte der EU-Tiertransportverordnung identifizieren die Autoren der Studie unklare rechtliche Rahmenbedingungen und unterschiedliche Durchsetzungspraktiken in den Mitgliedsstaaten. Um eine effektive Durchführung zu gewährleisten, empfehlen sie eine Vereinheitlichung der Schulungen, eine verbesserte Koordination zwischen den Behörden und eine Standardisierung der Meldeverfahren. Zudem wird eine Verschärfung der Strafen für Verstöße vorgeschlagen.
Der stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, Daniel Buda, sieht sich durch den Bericht in seiner Meinung bestärkt, dass die Europäische Union weniger eine Überarbeitung der Verordnung als vielmehr eine konsequente Durchsetzung der bestehenden Regeln benötigt. Marianne Vind von der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten warnt davor, die bisher unzureichende Umsetzung als Vorwand für einen mangelhaften Tierschutz zu verwenden.