Seit über einem Jahrzehnt setzt sich der Deutsche Tierschutzbund für verbesserte Bedingungen in der Tierhaltung ein. Das von Thomas Schröder, dem Präsidenten des Verbands, initiierte Tierschutzlabel war ein wichtiger Schritt in diese Richtung. In einem Gespräch mit Agra Europe betonte Schröder, dass die Einführung eines solchen Labels für einen Tierschützer nicht selbstverständlich ist. Er nannte zwei wesentliche Gründe für die Schaffung des Labels: Die unzureichenden Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und die mangelnde Transparenz für Verbraucher beim Fleischkauf. Der Tierschutzbund wollte diesen Zustand ändern.
Heute sind etwa 560 landwirtschaftliche Betriebe mit diversen Tierarten Teil des Labelprogramms. Trotzdem räumt Schröder ein, dass die gewünschte breite Wirkung bislang ausgeblieben ist. Er führt dies auf den harten Wettbewerb um Regalflächen im Einzelhandel und bestehende Widerstände im Markt zurück. Besonders enttäuscht zeigt sich Schröder vom Deutschen Bauernverband, der das Label bis heute nicht ausreichend anerkannt hat. Im Gegensatz dazu hat der Lebensmitteleinzelhandel das Tierschutzlabel genutzt, um das Thema der Transparenz stärker zu betonen.
Der Tierschutzbund war auch in der Zukunftskommission Landwirtschaft aktiv, wo deutlich wurde, dass Tierschützer nicht nur Kritiker, sondern auch aktive Problemlöser sind. Außerhalb dieser Kommission ist die Zusammenarbeit mit dem Bauernverband jedoch schwierig. Dennoch möchte Schröder am Tierschutzlabel festhalten, da es in Deutschland immer noch an einer transparenten Kennzeichnung fehlt, die auch staatliche Maßnahmen nicht bieten.
Bund und Länder haben es bisher nicht geschafft, sich auf eine einheitliche Verordnung zu einigen, was aus Sicht des Tierschutzes nicht akzeptabel ist. Schröder kritisiert zudem die Tierschutzpolitik der aktuellen Regierung als unzureichend und bemängelt, dass Minister Özdemir strategische Fehler gemacht hat und an zweifelhaften Kompromissen festhält. Die Umsetzung von Vorschlägen zur Nutztierhaltung ist ebenfalls unbefriedigend.
Für die Zukunft fordert Schröder von der Regierung, das parlamentarische Verfahren zu nutzen, um Verbesserungen im Tierschutz zu erreichen. Es gibt viele Lücken im Tierschutzrecht, die dringend geschlossen werden müssen. Der Tierschutzbund beobachtet, dass oft erst höchstrichterliche Entscheidungen zu legislativen Handlungen führen. Trotz politischer Rückschläge bleibt der Tierschutzbund aktiv und setzt sich für eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft ein. Dabei ist es essentiell, die planetaren Grenzen zu respektieren sowie Klima- und Tierschutz zu gewährleisten und den Betrieben Zukunftsperspektiven zu bieten.