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Tierseuchenbekämpfung: Umdenken zu Impfungen statt Keulen

Die Bundestierärztekammer (BTK) und der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) plädieren für eine grundlegende Neugestaltung der Strategien zur Bekämpfung von Tierseuchen. In einem gemeinsam erarbeiteten Positionspapier kritisieren sie das bisherige Vorgehen der präventiven Tötung gesunder Tierbestände bei Seuchenausbrüchen als überholt. Sie argumentieren, dass diese Methode den modernen Anforderungen an Tierschutz, Nachhaltigkeit und nicht mehr gerecht wird.

Die Verbände schlagen vor, Impfungen als zentrales Mittel in den Vordergrund zu stellen, um Tierseuchen und neu auftretende Infektionskrankheiten effektiver zu bekämpfen. Moderne Impfstoffe bieten nach ihrer Ansicht eine hohe Effektivität und Sicherheit. Zudem erlaubt das EU-Recht bereits jetzt den Einsatz von Notimpfungen bei Ausbrüchen, doch die Umsetzung in Deutschland sei durch verschiedene Faktoren erschwert. Dazu zählen insbesondere die komplexen Kontroll- und Tilgungsstrategien sowie Handelshemmnisse, die im Zusammenhang mit geimpften Tieren oder deren entstehen können.

Ein weiteres Problem stellt die föderale Struktur Deutschlands dar, die eine einheitliche und effiziente Reaktion auf Seuchenausbrüche behindert. Die Verbände fordern klare politische Zusagen zur Unterstützung der Impfstoffherstellung, da die Produktion der Impfstoffe üblicherweise vier bis fünf Monate dauert. Eine plötzliche, hohe Nachfrage im Falle eines Seuchenausbruchs stellt die Hersteller vor große Herausforderungen.

Ein entschiedenes Bekenntnis der Ministerien und Behörden zur Impfstrategie könnte die Verfügbarkeit von Impfstoffen beschleunigen und die Forschung nach weiteren geeigneten Impfstoffen vorantreiben. Zudem müssten Strukturen geschaffen werden, die schnellere Entscheidungen ermöglichen. Dies sei notwendig, um die Lehren aus vergangenen Seuchenausbrüchen konstruktiv umzusetzen.

Die BTK und der BfT betonen, dass die als eine mögliche Maßnahme fest in den Strategien zur Tierseuchenbekämpfung verankert werden sollte, wie es bereits 2010 in einem Expertengutachten der empfohlen wurde. Ferner müsse die Ernährungswirtschaft die Sicherheit moderner Impfstoffe anerkennen und bei der von Fleisch geimpfter und getesteter Tiere verantwortungsvoll handeln. Es sei von großer Bedeutung, dass die Unbedenklichkeit von Fleisch und Produkten geimpfter Tiere klar und deutlich an die Verbraucher kommuniziert wird.

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