Der Schlachtbetrieb Tönnies reagiert auf den zunehmenden Druck von Schweinezüchtern und Beratern und nimmt bedeutende Anpassungen im Einkauf von Schweinen vor. Das Unternehmen hat angekündigt, zukünftig einen stärkeren Fokus auf Tierwohl zu legen. Diese Ankündigung folgt auf gescheiterte Versuche, im Laufe des Jahres Änderungen durchzusetzen. Ab Januar 2025 führt Tönnies zudem eine Ringelschwanz-Prämie für Schweine der Haltungsform 3 ein.
Die Bewertung der Schweine durch Tönnies wird sich verändern: Die bisherige Betonung des Muskelfleischanteils entfällt, und die Grenze für das Schinkengewicht wird von 19 kg auf einen neuen Wert angepasst. Der optimale Gewichtsbereich der Tiere bleibt mit 88 bis 107 kg unverändert. Das Unternehmen kehrt zudem zur alten Berechnung des Magerfleischanteils (MFA) zurück.
Jedoch macht Tönnies keine Angaben zu den gestiegenen Gewichtsabzügen im Vergleich zu den letzten beiden Anpassungen der Bewertungsmaske. Der Bereich, in dem keine Abzüge erfolgen, wird um 2 kg reduziert. „Wir möchten den Tierhaltern das Signal geben, gesunde und robuste Tiere zu züchten und zu liefern“, erklärt der Lebensmittelproduzent. Mit der neuen Bewertungsmaske strebt Tönnies an, einen Beitrag zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit zu leisten.
Nach Unternehmensangaben wurden die Kritikpunkte sorgfältig geprüft und die Grenzen der Bewertungsmaske dementsprechend angepasst. Durch die Rückkehr zur vorherigen Bewertungsmaske liegt der Fokus nicht mehr vorrangig auf der Fleischfülle, was einzelne Lieferungen betreffen und den Landwirten bis zu 2 Euro mehr pro Tier einbringen könnte. Experten schätzen den Mehrerlös jedoch etwas geringer ein.
Zudem erhöhen sich die Abzüge für untergewichtige Schweine erheblich, was eine genauere Sortierung durch die Schweinemäster erforderlich macht.
Parallel dazu entfällt zum Jahreswechsel der bisherige Bonus von 1,50 Euro pro Tier für ITW-Schweine mit deutscher Herkunft, da die heimischen Lieferketten über die Initiative Tierwohl (ITW) geschlossen werden. Ab Januar 2025 bietet die ITW stattdessen einen Bonus von 7,50 Euro pro deutschem Ferkel und 6,50 Euro für ITW-Ferkel aus dem Ausland.
Für Schweine mit unkupierten Ringelschwänzen der Haltungsform 3 verspricht Tönnies einen zusätzlichen Aufschlag von 10 Euro pro Tier. „Damit unterstützen wir die Tierhalter bei der Umsetzung des Kupierverzichts“, so das Unternehmen. Dieser Schritt ist auch im Rahmen des Tierschutzgesetzes vorgesehen, welches derzeit im Bundestag diskutiert wird. Für die Inanspruchnahme der Ringelschwanzprämie müssen die Mäster ihre Tiere eine Woche vor der Schlachtung anmelden und sicherstellen, dass mindestens 90 % der Schwänze intakt sind.
Tönnies plant, die Effekte der neuen Maßnahmen nach einem halben Jahr zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen.