Am 30. April, dem jährlichen Tag des Wolfes, lud der Deutsche Bauernverband zusammen mit Tierhalterverbänden zu einer Pressekonferenz ein, um auf die drängenden Probleme durch die wachsende Wolfspopulation aufmerksam zu machen. Der Tenor der Veranstaltung war eindeutig: Die Weidehaltung in Deutschland ist durch die zunehmende Bedrohung durch Wölfe stark gefährdet.
Die vorgelegten Bilder sprachen eine deutliche Sprache: Sie zeigten die dramatischen Folgen der Wolfangriffe, darunter gerissene Schafe, zerfetzte Lämmer und die Überreste von Damwild. Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, bezifferte die täglichen Verluste auf deutschen Weiden auf etwa zehn Tiere, einschließlich Rinder und Pferde, die ebenfalls Opfer der Wölfe werden.
Krüsken wies darauf hin, dass der Wolf in Deutschland bereits den sogenannten „günstigen Erhaltungszustand“ erreicht hat, eine Klassifizierung, die normalerweise eine Anpassung der Schutzmaßnahmen nach sich ziehen sollte. Dennoch steht Deutschland innerhalb der EU, als Land mit einer der dichtesten Wolfspopulationen, einer Änderung des Schutzstatus des Wolfs entgegen. Aktuelle Schätzungen sprechen von über 1.450 Wölfen in Deutschland.
Ein weiteres Thema der Pressekonferenz war die von Bundesumweltministerin Steffi Lemke eingeführte Maßnahme der „Schnellabschüsse“ auffälliger Wölfe, die jedoch bislang keine Anwendung fand. Die komplizierten Genehmigungsverfahren und die Möglichkeit der Anfechtung durch Klagen machen es nahezu unmöglich, diese Regelung in der Praxis umzusetzen.
Helmut Dammann-Tamke, Präsident des Deutschen Jagdverbandes, sprach ein weiteres kritisches Thema an: den Küstenschutz. Schafe spielen eine wichtige Rolle beim Deichschutz, und durch Wolfsangriffe verursachte hohe Verluste können zu ernsthaften Problemen führen.
Die Lage des Wolfsmanagements in Deutschland beschrieb Dammann-Tamke als festgefahren. Es mangelt an klaren Richtlinien und Handlungsleitfäden, was zu einer abnehmenden Akzeptanz des Wolfs in der Bevölkerung führt. Landwirte und Tierhalter fühlen sich zunehmend von den Raubtieren bedroht und im Stich gelassen.
Ein konkretes Beispiel für die prekäre Situation lieferte der Schäfermeister Ingo Stoll, der in diesem Jahr bereits 39 Tierverluste durch Wölfe zu beklagen hatte. Neben dem emotionalen Leid verursachen die ständige Suche und Rettung der Tiere erhebliche finanzielle Kosten, für die es keine Entschädigung gibt. Herumirrende Schafe stellen zudem ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Verkehrssicherheit dar.
Die Tierhalter appellieren an die Politik, den erreichten Erhaltungszustand des Wolfs anzuerkennen und eine rasche und effektive Lösung im Umgang mit der Problematik zu finden. Das Vertrauen in politische Entscheidungsträger ist stark erschüttert, und die Forderung nach praktikablen Lösungen wird immer drängender.