Die Baywa AG, ein großer Münchner Agrar- und Baustoffhändler, hat im Juli Liquiditätsprobleme eingeräumt. Die Situation wurde so prekär, dass das Unternehmen nur durch zwei wesentliche Finanzspritzen von Eigentümern und Gläubigern in der Lage war, seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Diese Unterstützung belief sich auf insgesamt eine Milliarde Euro. Trotz dieser Maßnahmen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) Anhaltspunkte dafür, dass die Probleme des Konzerns bereits vorhersehbar waren und untersucht nun die Rechnungslegung der Baywa AG.
Die Bafin fokussiert sich insbesondere auf das Risikomanagement und die Steuerung der Liquidität des Unternehmens. Nach der Übernahme der Bilanzkontrolle für börsennotierte Unternehmen schaut die Behörde nun genauer hin und prüft, ob Baywa gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen hat. Ein Sprecher der Baywa hat erklärt, dass das Unternehmen vollumfänglich mit der Bafin kooperiere.
In dem Geschäftsbericht für das Jahr 2023, der Ende März veröffentlicht wurde, hatte die Baywa ihr Liquiditätsrisiko noch als „gering“ beschrieben, obwohl dieses im Vergleich zum Vorjahr angestiegen war. Die Prüfungsgesellschaft PwC hat diesen Bericht testiert. In ihrem Konzernabschluss sind Unternehmen dazu verpflichtet, ihre aktuelle Finanzlage darzulegen und auf Risiken ihrer Finanzierungsmethoden einzugehen, einschließlich des Liquiditätsrisikos – also des Risikos, Zahlungsverpflichtungen nicht termingerecht erfüllen zu können.
Die Baywa steht derzeit unter dem Druck erheblicher Schulden, die sich auf mehr als fünf Milliarden Euro an lang- und kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten belaufen. Zudem hat die schwache Weltkonjunktur alle Geschäftsbereiche des Konzerns hart getroffen, was im ersten Halbjahr zu einem Verlust von 290 Millionen Euro führte – auch bedingt durch hohe Abschreibungen im Bereich der erneuerbaren Energien.
Angesichts dieser Herausforderungen hat die Baywa kürzlich personelle Änderungen in der Führungsebene vorgenommen. Der Vorstandsvorsitzende Marcus Pöllinger und der Finanzvorstand Andreas Helber wurden abberufen. Pöllinger verließ das Unternehmen Ende Oktober nach eineinhalb Jahren an der Spitze, während Helber, der fast 14 Jahre als Finanzvorstand tätig war, noch den Jahresabschluss fertigstellen und Ende März 2025 ausscheiden wird. Neuer starker Mann im Vorstand ist Michael Baur, ein Sanierungsexperte von der Beratungsfirma Alix Partners, der zunächst als externer Berater und später als Generalbevollmächtigter angeheuert wurde.