Die Investition in ein privates Getreidelager bietet landwirtschaftlichen Betrieben Flexibilität in der Vermarktung, kann jedoch schnell hohe Kosten verursachen. Für den Bau eines solchen Lagers müssen je nach Bauart und Größe Beträge zwischen 15 und 28 Euro pro Tonne eingeplant werden. Insbesondere bei kurzen Lagerzeiten kann die Nutzung eines Fremdlagers kostengünstiger sein, sofern keine zusätzlichen Gebühren für die Auslagerung anfallen. Für längere Lagerperioden hingegen kann ein eigenes Lager finanziell vorteilhafter sein, da hier die variablen Kosten weniger stark ansteigen.
Otto Findling, ein Experte vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, weist darauf hin, dass Landwirte durch die Einlagerung ihres Getreides direkt nach der Ernte und den späteren Verkauf potenziell von Preisanstiegen profitieren können. Entscheidend für diese Strategie sind jedoch die Risikobereitschaft und die Höhe der Lagerkosten. Letztere sind nicht zu unterschätzen, denn bei mehrmonatiger Lagerung können die Kosten durch private Händler und Genossenschaften 20 Euro pro Tonne übersteigen. Kommen dann noch Pauschalgebühren für die Auslagerung hinzu, erhöhen sich die Kosten weiter.
Die Konsolidierung im Handelsbereich, bei der kleinere Anbieter verschwinden, verschärft die Situation zusätzlich. Dies führt dazu, dass die Wege zu verfügbaren Lagern länger und somit kostspieliger werden. Auch die gestiegenen Erntekapazitäten moderner Mähdrescher, die zwischen 25 und 70 Tonnen Getreide pro Stunde ernten können, erhöhen den logistischen Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Ein eigenes Lager auf dem Hof könnte hier Abhilfe schaffen und gleichzeitig die Logistikkosten senken.
Findling hat auch die Wirtschaftlichkeit eigener Silos im Vergleich zu Fremdlagern analysiert. Die Investitionskosten für verschiedene Silos und Hallen, basierend auf tatsächlichen Angeboten, belaufen sich auf Summen zwischen 269.000 und 450.000 Euro, was Kosten von 188 bis 336 Euro pro Tonne entspricht. Über einen Zeitraum von 20 Jahren abgeschrieben und mit einem Zinssatz von 4 % kalkuliert, bewegen sich die festen Kosten pro Tonne zwischen 15,36 und 27,54 Euro.
Die variablen Kosten, die Faktoren wie Arbeit, Stromverbrauch und natürlichen Schwund umfassen, liegen nach einem Monat zwischen 2,74 und 15,64 Euro pro Tonne und steigen über die Lagermonate nur geringfügig. Im Vergleich dazu entstehen bei der Fremdlagerung neben einer Einstandsgebühr auch monatliche Kosten und mögliche Auslagerungsgebühren, die bis zu 10 Euro pro Tonne betragen können.