Die Leitung des Tönnies-Konzerns, eines der größten Fleischverarbeitungsunternehmen Europas, wird nun von Clemens Tönnies und seinem Sohn Maximilian, genannt Max, gemeinsam geführt. In einem kürzlich geführten Interview mit der Süddeutschen Zeitung erläuterte Max Tönnies die Zukunftspläne und aktuellen Veränderungen im Unternehmen.
Max Tönnies, der den Konzern mit seinen 21.000 Mitarbeitern in eine neue Ära führen soll, hat von Kindesbeinen an die Branche kennengelernt. Er erinnert sich, wie er bereits in jungen Jahren bei Hausschlachtungen zugegen war und mit seinem Vater Produktionsanlagen und Maschinen begutachtete. Sein Vater habe ihm immer vermittelt, dass die Unternehmensnachfolge keine Selbstverständlichkeit sei, sondern durch Eignung und Engagement verdient werden müsse. Max betont, dass er nie zu einer Karriere im Unternehmen gedrängt wurde, sich aber aus eigenem Antrieb dafür entschieden habe.
Die Zuständigkeiten innerhalb des Konzerns sind klar verteilt: Clemens Tönnies konzentriert sich auf die Kernbereiche der Fleischgewinnung, Schlachtung, Zerlegung und auf die Beziehungen zu den Landwirten. Max hingegen widmet sich der Weiterverarbeitung, insbesondere der Produktion von Wurstwaren und Fertiggerichten. Diese Aufgabenteilung ermöglicht es beiden, ihre spezifischen Stärken einzubringen, während sie eng zusammenarbeiten und voneinander lernen.
Max Tönnies unterstreicht die Bedeutung eines eingeleiteten Veränderungsprozesses, der die verschiedenen Geschäftsbereiche zu schnellerem und autonomerem Handeln befähigen soll. Die einzelnen Bereiche sollen dabei wie unabhängige Unternehmen agieren, unterstützt durch eine zentrale Holding, die administrative Aufgaben übernimmt.
Ein wesentlicher Fokus von Max liegt auf der Weiterveredelung von Fleischprodukten und der Expansion im Bereich veganer Fleischersatz. Hier sieht er großes Wachstumspotenzial und plant, den Umsatz bis 2026 zu verdoppeln. Zudem setzt sich Tönnies für verbesserte Tierwohlstandards ein und unterstützt verschiedene Haltungsformen, um den unterschiedlichen Marktbedürfnissen gerecht zu werden.
Der Konzern sieht sich derzeit mit Herausforderungen wie der Afrikanischen Schweinepest konfrontiert, die den Export deutschen Fleisches nach Asien einschränkt. Trotz dieser Schwierigkeiten positioniert sich Tönnies als führender Vermarkter von Bio-Fleisch in Deutschland.
In der Diskussion um eine Reduzierung der Tierzahlen in Deutschland vertritt Max Tönnies eine klare Position gegen diesen Ansatz. Er plädiert für eine ausreichende staatliche Förderung, die den Übergang zu höheren Tierwohlstandards unterstützt, und betont die Notwendigkeit, die Eigenversorgung Deutschlands sicherzustellen und Importe zu reduzieren.