Das dritte Quartal 2024 verzeichnete eine historisch hohe Zahl von Unternehmensinsolvenzen, die höchste seit dem Jahr 2010. Dies ergab sich aus den jüngsten Daten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). In diesem Zeitraum meldeten 3.991 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an, eine Zahl, die seit dem zweiten Quartal 2010, als 4.071 Fälle registriert wurden, nicht mehr erreicht wurde. Damals waren die Auswirkungen der Finanzkrise 2008/2009 noch spürbar.
Laut Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, leiden viele Unternehmen unter der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase. „Die Kombination aus Rezession, anhaltenden Krisen und der insgesamt schwachen konjunkturellen Entwicklung dieses Jahres stellt für viele Betriebe eine zu große Belastung dar“, erläutert Hantzsch.
Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, weist darauf hin, dass neben der schwierigen wirtschaftlichen Lage auch Verzögerungseffekte der Corona-Pandemie eine Rolle spielen. Viele Unternehmen, die während der Pandemie unterstützt wurden, stehen nun vor großen Herausforderungen. Die Prognosen des IWH, basierend auf Frühindikatoren, deuten darauf hin, dass die Zahl der Insolvenzen in den kommenden Monaten weiter ansteigen wird.
Der IWH-Insolvenztrend, der schneller als die amtliche Statistik Daten liefert, zeigt, dass vor allem Großunternehmenspleiten gravierende und langanhaltende Auswirkungen auf die Einkommen und Löhne der betroffenen Mitarbeiter haben. Im September waren in den größten zehn Prozent der insolventen Firmen fast 23.000 Arbeitsplätze betroffen – eine Steigerung von über 50 Prozent gegenüber dem Vormonat, 75 Prozent mehr als im September des Vorjahres und 350 Prozent über dem Durchschnitt eines typischen Septembers in den Jahren vor der Corona-Pandemie (2016 bis 2019).