Im Sachsenwald, östlich von Hamburg gelegen, haben mehr als zwanzig namhafte Unternehmen ihren Sitz und profitieren von deutlich reduzierten Gewerbesteuern, die merklich unter denen des angrenzenden Hamburgs liegen. Der Eigentümer des Waldes, Gregor von Bismarck, ist in der Lage, über einen Gutsvorsteher die Höhe der Gewerbesteuern eigenständig festzulegen und führt diese Abgaben letztlich an sich selbst ab.
Laut einer Recherche, die von der ZDF-Sendung „Magazin Royale“ in Kooperation mit der Plattform „Frag den Staat“ durchgeführt wurde, zahlen 21 Firmen, die in einer Immobilie im Sachsenwald angesiedelt sind, außergewöhnlich geringe Gewerbesteuern. Gregor von Bismarck, ein Nachfahre des berühmten Reichskanzlers Otto von Bismarck, steht im Verdacht, im Sachsenwald eine Art Steueroase für die dort ansässigen Unternehmen geschaffen zu haben.
Der Sachsenwald ist ein privatbesitzendes, gemeindefreies Gebiet und unterliegt somit nicht der administrativen Zuständigkeit einer Gemeinde. Das Recht Schleswig-Holsteins erlaubt es dem Gutsvorsteher, Gewerbesteuern zu erheben. Nach Informationen des NDR sieht das schleswig-holsteinische Innenministerium keine rechtlichen Bedenken bezüglich der aktuellen Steuerpraxis im Sachsenwald.
Trotz der gesetzlichen Vorgabe, dass der Gewerbesteuerhebesatz in Schleswig-Holstein mindestens 200 Prozent betragen muss, wurde der Satz für den Forstgutsbezirk Sachsenwald von dem zuständigen Landrat auf 275 Prozent festgelegt, wie Tim Radtke, ein Sprecher des Innenministeriums, bestätigte.
Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass es sich bei den ansässigen Unternehmen möglicherweise um Briefkastenfirmen handelt. Diese Firmen genießen sehr niedrige Gewerbesteuersätze, während der Waldbesitzer die Möglichkeit hat, die Steuersätze selbst zu bestimmen.
Die Landesregierung hat angekündigt, diese Praktiken erneut zu überprüfen. Der Bund der Steuerzahler rät jedoch von einer Eingemeindung des Sachsenwaldes ab. Kritik an der Situation kommt auch von Christopher Vogt, dem FDP-Fraktionschef, der Bedenken hinsichtlich der demokratischen Legitimation und Transparenz dieser steuerlichen Strukturen äußert.
Gregor von Bismarck gibt an, dass die eingenommenen Gewerbesteuern für die Erhaltung und Aufforstung des Sachsenwaldes verwendet werden, welcher zur Klimaregulierung beiträgt. Die im Wald ansässigen Unternehmensvertreter betonen ihrerseits, dass sie aus Gründen der Nachhaltigkeit dort ansässig sind und die Arbeitsplätze regelmäßig nutzen.
Es bleibt unklar, wie hoch die Einnahmen aus den Gewerbesteuern genau sind, da keine offiziellen Zahlen vom Statistikamt Nord vorliegen. Die Informationen zu diesen Vorgängen basieren auf Recherchen des NDR und der SHZ.